Internationales Wertheraner Schachfestival

In der nunmehr 23. Auflage fand das diesjährige Schachfestival  wieder an dem Wochenende vor Ostern vom 06.04-09.04 in Werther bei Bielefeld statt. Niels Dettmer berichtet in einem Gastbeitrag.


Im letzten Jahr hatte ich durch Initiative von Alexander Travica erstmals teilgenommen. Die Organisation ist dort hervorragend und es wird für alle Spielstärken das passende Turnier angeboten. Auch in diesem Jahr wollten Alex und ich dort spielen und hatten uns angemeldet. Schon früh war das auch gerne Schloss-Open genannte Turnier diesmal ausgebucht. Leider mußte Alex beruflich passen. Ich fragte noch einige Mitstreiter aus unserem Verein, aber keiner wollte oder konnte sich die vierzig Minuten Anfahrt antun.

Dafür habe ich einige Spieler aus dem Bezirk 6 dort angetroffen.

Es wurde in 4 Wertungsgruppen gespielt. Gruppe A ab TWZ 1900, Gruppe B ab TWZ 1700 – 2100, Gruppe C TWZ 1500 – 1800, Gruppe D unter TWZ 1550. Der Zeitmodus war mit 90 Minuten für 40 Züge und 15 Minuten für den Rest der Partie bei 30 Sekunden Inkrement je Zug etwas ungewöhnlich.
Schiedsrichter war Dirk Husemann, den wir in Hellern bei einigen Oberliga-Wettkämpfen kennengelernt haben und der das Geschehen bei 204 Teilnehmern stets im Griff hatte.

Freitag 07.04.2017

Im B-Open mussten alle Teilnehmer bis 17:00 Uhr am Freitag, den 07.04. gemeldet haben, ab 17:30 Uhr war Rundenbeginn. Bei 51 gemeldeten Teilnehmern und meinem 28. Startplatz war ich mal wieder am oberen Ende der unteren Hälfte.

Ich bekam es in der 1. Runde mit dem sehr symphytischen Markus Korte, Elo 2058, aus Dortmund zu tun. Immerhin hatte ich Weiß, somit malte ich mir eine Minichance aus, etwas zu holen.
Ich spielte mein typisches System. Nach 5.Lg4 spielte ich 6.f3 und ab da waren wir beide aus der Theorie raus, wie wir in der Postanalyse herausfanden. Damit begann aber auch meine Leidenszeit die bis zum 18 Zug anhielt. Wieder tauchte der Läufer auf g4 auf und ich erzwang auf f5 den Abtausch meines schlechten Läufers. Hierauf konnte mein Gegner zwar die Bauern auf f4 und g3 gewinnen, im Gegenzug bekam ich aber die Initiative und konnte einen Bauern zurückgewinnen und hatte eine Batterie aus Turm auf f5 und f1 und Dame auf f3 aufgebaut. Mein Gegner wählte die Zugwiederholung bei sehr knapper Bedenkzeit. Und ich war mit dem Remis sehr zufrieden, denn zwischendurch sah mein Gegner wie der sichere Sieger aus. Nachspiellink.

Samstag 08.04.2017

Die Auslosung für die zweite Runde verhieß nichts Gutes. Noah Stirnberg, ein 14-jähriges Talent mit DWZ 1816, der laut Datenbank mit Weiß e4 spielt. Ich fand nur c5 und e5 als Erwiderung, also fand ich e6 eine gute Wahl für mich. Die Eröffnung lief auch 10 Züge gut für mich. Dann wählte ich statt Lb7 die Rochade und ab da nahm das Schicksal seinen Lauf. Nach einem doppelten Figurenopfer war meine Stellung sturmreif geschossen. Als Krönung ließ ich mich auch noch von meinem Gegner Matt setzen. Eine krachende Niederlage und kein optimaler Start in den 2. Turniertag. Nachspiellink.

Für den Nachmittag hoffte ich auf die weißen Steine und rechnete mir damit mehr aus. In der Auslosung bekam ich auch tatsächlich Weiß. Mein Gegner: ein weiterer Jugendlicher, Philipp Wissing von Rochade Emsdetten, mit einer Wertungszahl von 1753 DWZ. Ich wählte meine typische Eröffnung und mein Gegner zeigte nicht viel Lust zum Kämpfen und bot mir bereits im 8. Zug Remis an. Dieses frühe Angebot lehnte ich erstmal ab. Es bewirkt aber eine kleine Unkonzentriertheit und ich spielte einen ungenauen Zug. Etwas entnervt bot ich dadurch 5 Züge später selbst Remis an, welches mein Gegner ohne viel Zögern auch annahm. Nach 3 Runden hatte ich damit nur einen Punkt, nicht grade das, was ich mir vorgestellt habe. Nachspiellink.

Sonntag 09.04.2017

Für diesen Spieltag hatte ich mir etwas vorgenommen. Wie schon beim Andreas-Schaar-Gedenkturnier hatte ich nach 3 Runden nur einen Punkt. Als Ziel hatte ich mir eigentlich 2,5 Punkte wie im letzten Jahr vorgestellt. Meine Auslosung für die 4. Runde war Dr. Klahold aus Paderborn mit DWZ 1753. In der Datenbank konnte ich nichts finden. Gegen e4 wollte ich es nochmal mit e6 versuchen, aber was, wenn mein Gegner d4 oder c4 spielt? Meine Ergebnisse mit Königs- , Nimzo- oder Damenindisch waren in dieser Saison nicht so prickelnd. Nachspiellink.

Da half mir ein Video auf YouTube, meine Entscheidung für den Sonntagmorgen zu fällen. Mein Gegner eröffnete mit d4 und ich zog … f5.
Was soll ich sagen, meine erste Turnierpartie mit dieser Eröffnung und es sollte eine Partie wie aus einem Guss werden. Was mich während der ganzen Partie fasziniert hat, war die tolle Koordination der Figuren. Als ich mit meinem 17. Zug den Turm nach f6 bringen konnte, hatte ich aus meiner Sicht schon eine Gewinnstellung erreicht. Die Partie sollte dann auch nur noch 9 Züge andauern, bis mein Gegner angesichts eines einzügigen Matt die Partie aufgab. Nachspiellink.

Ich war stolz auf mich und ging auch euphorisch in die 5. Runde am Nachmittag. Auch hier konnte ich über meinen Gegner Alexander Krieger DWZ 1706, in meiner Datenbank nichts finden. Also wählte ich mit Weiß meinen Standardzug.

Es sollte ein Hauen und Stechen werden, wie ich es selten auf dem Schachbrett hatte. Mein Gegner spielte sehr unkonventionell, was doch eigentlich meine Aufgabe ist. Objektiv betrachtet ging mein Gegner aus den ersten zwanzig Zügen als Sieger hervor, auch weil ich ein paar gute Züge einfach nicht gespielt habe. Mit meinem 21. Zug hatte ich endlich eine etwas bessere Stellung erreicht, konnte einen Turm tauschen und bekam die offene D-Linie.
Nach meinem 23. Zug bot ich Remis an, welches mein Gegner wortlos ablehnte und seinen Zug ausführte. Nach meinem 29. Zug hatte ich die Dame auf c6, den Turm auf d6 und den Springer auf c5. Damit hatte ich eine Gewinnstellung erreicht.

Nur wie verwerte ich die gute Stellung? Greife ich weiter auf dem Damenflügel an? Da sah ich, dank meines Taktiktrainings, ein wunderschönes Mattbild mit einem Turmopfer auf h6. Das Einzige, was fehlte war der Läufer, der nach c4 mußte, um das Fluchtfeld g8 für den König zu nehmen. Ich setzte also alles in Bewegung um den Läufer auf das Feld zu kriegen. Was mir auch gelang. Nur dass Schwarz auch Züge machte und ich mit meinem Läuferzug die Stellung wieder ausglich. Gott sei Dank hat mein Gegner das Mattbild nie gesehen und zog 34.gxf3 statt Dame nach h4 mit Ausgleich. Jetzt ging doch noch Txh6 mit Schach und einem Matt in vier Zügen. Puh, Glück gehabt. Nachspiellink.

Mit 3 aus 5 hatte ich mein Ziel übertroffen. Mehr wäre in dieser starken B-Gruppe aber auch nicht drin gewesen. Zwei Siege an einem Tag habe ich auch nicht so oft. Nach vorläufiger DWZ-Auswertung darf ich mich über ein Plus von 23 Punkten freuen.


Sieger wurde Michael Wolff (TWZ 1973, Ford SF Köln) mit 4 Punkten und der besseren Feinwertung vor den punktgleichen Dr. Thomas Schwarz (TWZ 2078, SV Bad Oeynhausen), Lars Langenhop (TWZ 1933, SF Lieme) und Heinz B. Heuermann (TWZ 1970, Herforder SV). Niels wurde geteilter 12.-24. Aus dem Bezirk VI nahmen weiterhin Burkhard Kern (12.-24.,  TWZ 1880, SV Gaste Hasbergen) und Dirk Altenbern (42., TWZ 1985, SG Osnabrück) teil.
Im A-Open siegte überraschend Holger Lehmann (2150) mi 5,5 P, der die Turnierfavoriten GM Sergey Kasparov (5 P), GM Vitaly Kunin (5) und GM Alexandre Danin (4,5 P) auf die Plätze verwies.

Foto: © Thal 2016