Hellern 4 schafft Überraschung: Heimsieg gegen Bad Essen

mm_h4_20151128_fot_Totale 1Auch Hellerns Vierte hat am zweiten Spieltag der Bezirksliga die ersten Punkte der Saison geholt und mit einem Heimsieg gegen die symphatischen Bad Essener das Mannschaftspunktekonto ausgeglichen. In einer engen Begegnung reichte es am Ende zu einem knappen, aber durchaus verdienten Erfolg. Danach gab es Kuchen und fröhliche Analysen.

(29.11.2015 – zur Saisonübersicht)

Nach unserer Auftaktniederlage gingen  wir aus mehreren Gründen hoch motiviert in das erste Heimspiel: Erstens war auch in Runde 1 bei der Osnabrücker SG mehr drin als die 2,5 Brettpunkte, die wir holten. Zweitens fehlte zwar Thorsten, dafür aber war Norbert an Bord, und „flog“ auch unser Schweizer Martin ein, so dass wir mit unserer Aufstellung sehr zufrieden sein konnten. Drittens sind uns die meisten Gegner in der Bezirksliga zwar nominell zum Teil klar überlegen, jedoch treten die Mannschaften häufig nicht wie gemeldet, sondern ersatzgeschwächt an. So auch Bad Essen, denen das erste Brett fehlte. Allerdings hatten sie dafür beide Dunkhorsts an Bord. Dennoch waren wir, gemessen an den DWZ-Verhältnissen, an fast allen Brettern auf Augenhöhe oder sogar im Vorteil. Unser letzter Trumpf aber waren unsere beiden Ultras und Aufstiegsgaranten der letzten Saison, Andre und Locke. Beide waren da, und da konnte ja eigentlich nichts schief gehen. Ging es auch nicht.

Bevor der Bericht erstattende Barde aber Details einiger Partien zeigt, steht zunächst natürlich das Besingen der Helden und ihrer Taten an. Erstaunlicherweise waren zwei Partien relativ schnell entschieden, und beide zu unseren Gunsten: Norberts Gegner griff leider völlig fehl und bereits einen Zug später musste er aufgeben. Jürgen ließ sich durch die exotische Eröffnungswahl seines Gegenübers nicht irritieren und vergrößerte seinen Materialvorteil konsequent. 2:0 nach nicht viel mehr als zwei Stunden, das war natürlich ein Pfund für uns, zumal die anderen Partien, sieht man von Hartmuts ab, keineswegs schlecht für uns standen. Man merkte, dass das den Bad Essenern gar nicht schmeckte, mussten Sie nun doch auch ausgeglichene Stellungen irgendwie auf Gewinn spielen. Hartmut allerdings musste leider bald aufgeben. So stand es nach drei Stunden 2:1 für uns.

Aber gewonnen oder eben verloren werden solche Wettkämpfe in der Bezirksliga natürlich erst nach halb acht abends, wenn die Zeitnotphase kommt. So erging es leider Martin, dem trotz anfänglichen Zeitvorteils am Ende die eigene Zeit davonlief. Ludger dagegen hielt Stand, ebenso Robert und Stefan. – alle drei Remis. Und das sollte reichen, denn am Ende war es der formstarke Alfons, der den siegbringenden Punkt einfuhr: 4,5 : 3,5 gewonnen!

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Blick in den Spielsaal
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Einzelergebnisse (alle Ergebnisse und Tabelle auf nsv-online.de):

SV Hellern 4 SV Bad Essen :
Wöllermann, Ludger (1825) Dunkhorst, Olaf (1848) ½ : ½
Grosser, Jürgen (1848) Heick, Andreas (1856) 1 : 0
Gillenkirch, Robert (1803) Schnier, Steffen (1822) ½ : ½
Schütt, Norbert (1756) Höppner, Frank (1762) 1 : 0
Thöle, Alfons (1722) Niemann, Gerd (1738) 1 : 0
Willmann, Martin (1744) Dunkhorst, Alf (1883) 0 : 1
Grasser, Stefan (1667) Konrad, Viktor (1538) ½ : ½
Weist, Hartmut (1612) Eimertenbrink, Daniel (1655) 0 : 1

Brett 1:

Ludger bewies, warum er unser erstes Brett in der Bezirksliga ist. Er spielte sehr umsichtig und ließ keinen allzu großen Druck seines Gegners zu. Bereits in der Zeitnotphase kam es dann zu folgender Stellung:

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Olaf Dunkhorst (1848) – Ludger Wöllermann (1825)

Ludger spielte nun 37. … Df4, und nach 38. g3 Df5 39. Lc2 Dh3 40. Ld1 Df5 neutralisieren sich beide, die Punkteteilung war folgerichtig. In der Diagrammstellung hätte er aber mit 37. … Db1! sogar ernsthafte Gewinnversuche unternehmen können, denn der schwarze Spinger hat alles im Griff, und Weiß droht nun einfach, einen Bauern zu gewinnen. Nach 38. b3 Sd3! aber ist Weiß bereits in Schwierigkeiten, denn es droht nun Sb2. Allerdings war nach der Zeitkontrolle schnell klar, das das Remis reichte, also ließ Ludger richtigerweise nichts anbrennen.

Brett 2:

Als eröffnungstheoretisch allenfalls Halbgebildeter musste ich schon zweimal schauen, als die ersten beiden Züge auf Jürgens Brett erschienen. Der Engländer würde das wohl eine „Offbeat Line“ nennen. Aber Jürgen kann scheinbar gar nichts aus dem Konzept bringen. Nach nur 13 Zügen sah es wie folgt aus:

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Jürgen Grosser (1848) – Andreas Heick (1856)

Es folgte 13. … Lb4+ 14. Ke2 0-0 15. a3 La5?! 16. b4 Lb6 17. Lb2 Td5 18. Lc2 und Jürgen verwertete den nun schon beträchtlichen Vorteil traumhaft sicher.

Brett 3:

Eine strategisch reizvolle Partie. Robert versuchte, nachdem er zum wiederholten Male Eröffnungsneuland (für ihn) betreten musste, die Partie in ihm bekanntere Fahrwasser zu bringen, was auch ganz gut gelang. In der Diagrammstellung stellt sich mal wieder die Gretchenfrage, wer zuerst die Zentrumsspannung auflöst. Es war der Bad Essener:

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Steffen Schnier (1822) – Robert Gillenkirch (1803)
Stellung nach dem 14. Zug.

Es geschah 15. fxe5 dxe5 16. exf5 Sxf5. Die Alternative war gxf5, evtl. nach vorherigem Abtausch auf f3. Nun hat Schwarz zwar aktives Spiel, aber wenn Weiß das Feld e4 mit dem Springer besetzen kann, bleibt der schwarzfeldrige Läufer des Schwarzen schlecht. Nun aber kam 17. Lxb7?! Dxb7 18. Lg5 und Schwarz sollte jetzt sofort 18. … e4 spielen. Robert wollte das aber zunächst durch 18. Tae8 vorbereiten. So folgte 19. Sc3 h6! 20. Le3 e4! (Diagramm).

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Steffen Schnier (1822) – Robert Gillenkirch (1803)
Stellung nach 21. Sd1

Weiß ist nun in Schwierigkeiten. Am besten wäre es gewesen, die Qualität zu geben (21. Sxe4 Sxe3 22. Dxe3 Ld4 23. Dxh6 Dg7 mit unklarer Stelung). Statt dessen geschah jedoch 21. Sd1? exd3 22. Dxd3  De4! 23. Dxe4 Txe4 und das ist eigentlich gewonnen. Eigentlich! Denn nun folgte 24. Tf4 Txe3 25. Sxe3 Ld4?? 26. Txd4! (Aaahhh!) und wie gewonnen, so zerronen; wenig später Remis.

Brett 5:

Zugegeben: Nach zehn Zügen musste man sich um Alfons ernsthafte Sorgen machen. Der König stand bereits etwas luftig, die f-Linie war offen, und die Rochade war außer Reichweite. Aber weitere zehn Züge später hatte der Bad Essener irgendwie den Faden verloren, und Alfons, der sich stark verteidigte, witterte wieder Morgenluft.

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Gerd Niemann (1738) – Alfons Thöle (1722)

In der Diagrammstellung konnte Weiß mit 22. Lxe6! den Schwarzen wieder vor große Probleme stellen. Statt dessen aber geschah 22. Tg2? Sd6! 23. g5 f5 24. Sxd6 Kxd6 (24. … Lxg2 gewinnt ebenfalls) 25. Tg3 Lc6 und Alfons konnte nach zäher Gegenwehr seinen Vorteil schließlich im Turmendspiel zum vollen Punkt verwerten.

Brett 4, 6, 7 und 8:

Norbert hatte wahrlich eine komische Partie: Nach 10 Zügen war gar nichts los, nach 15 Zügen stand er ganz gut, nach 16 Zügen war es zu Ende. Ein Blackout des Bad Esseners, der keine SFK-Freigabe für diese Homepage erhalten hat und daher hier nicht gezeigt werden darf.

Martin hatte es mit Alf Dunkhorst zu tun, und in der Zeitnot behielt leider der Bad Essener die Oberhand, als auch Martin schließlich die Zeit weglief. Insgesamt aber eine starke Partie von Martin, der beim positionellen Lavieren eher die besseren Ideen hatte und sich leichten Vorteil erarbeiten konnte, bis es mit wenigen Minuten auf beiden Uhren zum taktischen Schlagabtausch kam. Ein Fehlgriff, und das wars. Schade!

Über Stefans Partie kann der Berichterstatter leider nicht viel erzählen, da ich die entscheidenden Phasen komplett verpasst habe. Er verlor irgendwie eine Qualität, gewann sie aber später zurück, das Turmendspiel war dann Remis.

Hartmut kam bereits früh in der Eröffnnung vom rechten Pfad ab (kommt mir igrendwie bekannt vor, passiert mir auch ständig!) und hatte bereits nach einem Dutzend Zügen eine schreckliche Stellung. Dann konnte er einen fiesen Springerabzug nicht verhindern und musste Dame gegen Turm und Leichtfigur geben. Aureichend Kompensation war das aber nicht, und so musste er die Segel streichen. Aber wie sagt ein chinesischer Aphorismus: Immer ist Niederlage im Sieg und Sieg in der Niederlage. Und so konnte unser MF bald wieder lachen.

Die Analysen waren dem Erfolg angemessen launig und fröhlich, Locke und Andre trugen wie gewohnt Stellungskenntnisse und taktische Seiteneinwürfe bei. Noch mal besten Dank an unsere Glücksbringer! Am nächsten Spieltag geht es nach Veldhausen. Mal schauen, ob wir da noch einmal überraschen können.

(Robert)