Vor der Ziellinie

Fangen wir trivial an: Nach der 8. Runde der Osnabrücker Stadtmeisterschaft kann der führenden IM Christian Richter nicht mehr Dritter werden. Er führt mit einem halben Zähler vor Hannes Ewert. Alles Weitere hängt von den Paarungen der 9. Runde ab: Lange – Richter und Andre – Ewert. Hannes muss gewinnen, ein Remis reicht ihm, um sicher Zweiter zu werden: „Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren“ (Bertolt Brecht). Brecht muss es wissen, er hat nebenbei auch ein wenig Schach gespielt. Werfen wir trotzdem einen Blick auf die Tabelle …

Nr. Teilnehmer Punkte
1  IM Richter  7
 2  Ewert, Hannes  6,5
 3  Weist, Thorben  5,5
 4  Wielebinski  5,5
 5  Lange  5,5
 6  Rein  5
 7  Travica, A.  5
 8  Thöle  5
 9  Andre  5
 10  Kamper  5

Also noch vier Helleraner in den Top Ten. Im Verfolgerfeld: 12. Ludger Wöllermann (5 P) und 13. Tammo Lewin (4,5). Das Mittelfeld beginnt gefühlt mit Reinhard Paul (16., 4 P), Stefan Röhrich (19., 4 P), Stefan Ewert (20., 4 P), Hartmut Weist (21., 4 P) und Dr. Norbert Schütt (24., 3,5 P). Bei 41 Teilnehmern will man natürlich in die erste Tabellenhälfte …

Zu den Trivia gehören dagegen die Rating-Gewinne und -verluste. Nicht jeder möchte dies eine Runde vor Schluss so genau wissen. Nur eins: Hannes hat mit einer Rh von 2131 die zweitbeste Turniererfolgszahl aller Teilnehmer, gefolgt von Thorben mit 2051. Ein Spiegelbild der Tabellenspitze!

Gespielt wurde auch. Am Spitzenbrett verlor Joachim Rein gegen den Tabellenführer. Ich hatte auf ein kleines Wunder gehofft, ist Joachim im Moment doch in Topform. Aber Joachim kann mit Schwarz leider nicht auf dem Wasser wandeln, andersrum wäre ich mir da nicht so sicher.

Am Nachbarbrett hatte sich Ludger eisern auf Hannes vorbereitet. Der hatte jedoch eine der vielen Lieblingsvarianten seines Gegners mit einem stadtbekannten IM trainiert, und das hatte subtile Folgen.

Wöllermann – Ewert (Runde 8)

div_20151120_dia_Woellermann-Ewert H vor 14_Se5
Hannes entkorkte hier kurz nach Ende der bekannten Partievorbilder den trickreichen Zug 14…Se5! Das zwang Ludger angesichts der zahlreichen Drohungen zum präventiven 15. h3. Auf den ersten Blick ist nichts passiert, aber lassen wir das Hannes hier am besten selbst erklären.

Stefan Röhrich, der zuletzt die in Schachkreisen gefürchtete „kleine Rochade“ fabriziert hatte, ging dagegen etwas brachialer zu Werke.

Röhrich – Mescher (8. Runde)

div_20151120_dia_Roehrich-Mescher vor 15 f3Nach 14…Lf6xc3 hoffte Schwarz vielleicht auch 15.Dxc3 Dxd1. Indes kam es anders und Stefan sorgte mit einem unscheinbaren Zwischenzug für eine Gewinnstellung. Nett!