Viel Licht, wenig Schatten – Teil 2

Es scheint, dass unsere Redaktion mit der Wahl der Überschriften zu kalauern beginnt. Keine Sorge, wir zitieren uns nicht selbst, denn es trifft den Kern: Hellern 1-3 fuhren zwei Siege und eine Punkteteilung ein. Der Sieg der Zweiten in Lingen übertraf in Sachen Unterhaltungswert sogar den Erfolg des Oberliga-Teams. Ein Großmeister vor dem Knock-Out, wüste Kombinationen und dramatische Endspiele. Andre Böhme berichtet von einem außergewöhnlichen Spieltag.

Am 15.11.2015 mussten wir in Lingen antreten. Mit Null Mannschaftspunkten im Gepäck hatten wir uns einiges vorgenommen. Leider gab es wieder einige Absagen. Daniel Prenzler und Stefan Röhrich hatten sich schon frühzeitig abgemeldet. Kurzfristig musste auch noch Hannes in der Ersten aushelfen. Da war es sehr erfreulich, dass Jana, die auch schon abgesagt hatte, nun doch mitspielen konnte. Als Ersatzspieler standen Thomas Grosser, Leo Santos und Stefan Ewert zur Verfügung.

Der Wettkampf begann mit einer unangenehmen Überraschung, allerdings für die Lingener, welche nur mit sieben Leuten antraten. Profiteur auf unserer Seite war Mannschaftsleiter André Böhme an Brett Fünf, der sich nun der Beobachtung des Wettkampfes widmen konnte.
Den nächsten vollen Punkt fuhr Reinhard Paul an Brett Vier ein, der mit seinem Gegner offenbar keine Schwierigkeiten hatte und eindrucksvoll bewies, dass er auch mit Schwarz gewinnen kann. Joachim „Stonewall“ Rein an Brett Drei gelang es, den König seines Gegners in der Mitte zu halten und durch geschickte taktische Manöver einen verdienten Sieg einzufahren. 3:0.

Rein – Dr. Timar Geng (Brett 3)

mm_h2_20151115_dia_Rein-Timar Geng vor 20 Lxf520. Lxf5 ist ja noch vergleichsweise einfach zu finden. Allerdings muss man auch wissen wie es weitergeht, denn über der weißen Stellung schwebt eine Springergabel und in der g-Linie droht bald ein Turm aufzutauchen. Der Einschlag war dann auch der Auftakt eines wüsten Gemetzels. Wer starke Nerven hat, darf alles hier nachspielen.

Aber es sollte noch spannender werden. Thomas Grosser an Brett Sechs hatte große Schwierigkeiten mit der Eröffnung und seiner Entwicklung und wurde auch noch in verlorener Stellung mattgesetzt. Dafür spielte Stefan Ewert an Brett Acht gewohnt solide. Seine junge Gegnerin versuchte, mit der „Brechstange“ zu gewinnen und hatte dann tatsächlich ein Springerendspiel mit einem Mehrbauern. Aber Stefan nutzte seinen aktiveren Springer und gewann schließlich sogar noch.

Möller – Stefan Ewert (Brett 8)

mm_h2_20151115_dia_Moeller-Ewert vor 60 Sxf4

Weiß am Zug wird einen Mehrbauern behalten. Doch wie nimmt man auf f4? Und wie geht es dann aus? Die Lingener Nachwuchsspielerin und Teilnehmerin der DJEM 2015 traf eine Entscheidung, die Stefan hier näher untersucht.

Wenigstens ein Mannschaftspunkt war jetzt sicher. Spannend wurde es noch, als Leo Santos an Brett sieben sein Turmendspiel nicht mehr halten konnte. 4:2. Nun hing alles an den beiden Spitzenbrettern. Jana Böhm an Brett Zwei hatte mehrmals vergeblich Remis geboten, konnte aber ihre Stellung halten und einen schwer erkämpften halben Punkt einfahren. Das bedeutete den Mannschaftssieg!

Nun spielte noch Thorben Weist an Brett Eins gegen GM Lev Gutman. Lange Zeit sah es so aus, als könnte Thorben wenigstens einen halben Punkt holen.

Thorben Weist – GM Gutman (Brett 1)

mm_h2_20151115_dia_Weist T-Gutman vor 18 Sa2Es scheint, als würde der Lingener Großmeister zuerst zum entscheidenden Hebel kommen. Thorben hätte mit 18. Sb3 den Angriff abwehren können, entschied sich aber für einen Zug, der möglicherweise noch stärker war. Die entscheidende Partiephase gibt es hier. Fünf Züge später stand Thorben auf Gewinn. Allein das war schon die Reise ins Emsland wert. Thorben ließ sich aber auf ein Endspiel ein: Turm + Springer vs. T+S – allerdings mit zwei fetten Mehrbauern für den Helleraner. Es reichte nicht, der erste ernste Fehler von Thorben reichte Gutman zum Sieg. GM’s verzeihen nicht.

Aber am Ende siegte doch die Erfahrung und Thorben musste sich geschlagen geben. Angesichts des ersten Mannschaftssieges der Saison, verbunden mit einem großen Schritt aus der Abstiegszone, sollte sich die Enttäuschung in Grenzen halten. In vier Wochen geht es gegen Werder Bremen III. Wenn dann ebenso zäh gekämpft wird, gibt das Grund zu Optimismus. Bis dann…

Runde 3, 15.11.2015
SV Lingen
SV Hellern 2
3,5 4,5
GM Gutman (2393) Weist, Thorben (1953) 1 0
FM Gazic (2199) Böhm (1987) 0,5 0,5
Dr. Timar Geng (1855) Rein (1879) 0 1
Schlierf (1794) Paul (1933) 0 1
Greiving (1813) Böhme (1773) +
Burke (1717) Grosser, Thomas (1736) 1 0
Tunka (1698) Santos, Leonardo (1732) 1 0
Möller (1772) Ewert, Stefan (1755) 0 1

A. Böhme (Diagramme: Otto)