Er hat es getan!

Viele träumen davon. Hannes hat’s gemacht. Er knöpfte in der 4. Runde der Stadtmeisterschaft dem Turnierfavoriten IM Christian Richter einen halben Punkt ab. Wie befürchtet war mehr drin…

Internal affairs: Die gab es in Runde 4 zum Glück nur in den Partien von Reinhard Paul – Tammo Lewin und Stefan Ewert – Stefan Röhrich. Letztere endete mit einem Unentschieden. Über die ‚inneren Angelegenheiten‘, die Tammo und Reinhard zu klären hatten, wird noch zu berichten sein. Das Ergebnis brachte Tammo den geteilten ersten Platz ein …

Alle anderen Helleraner konnten und durften sich mit anderen Vereinsspielern herumschlagen. Joachim Rein verlor leider gegen Paul Wielebinski, der damit ebenfalls auf Platz 1 vorrückte. Thorben Weist remisierte mit Schwarz gegen den nicht leicht zu bespielenden Klaus-Dieter Mann. Thorben bleibt damit im Verfolgerfeld. Dr. Norbert Schütt (Platz 20) konnte dem Hollager Norbert Lange nichts abringen: 0-1. Dafür gewannen Ludger Wöllermann, Hartmut Weist (kampflos) und Alfons Thöle (Platz 22), was die Bilanz wieder erfreulicher gestaltete.

Kommen wir zu Tammo, der gegen seinen Vereinskollegen eine Bauernstruktur auf’s Brett brachte, die nicht alltäglich ist. Reinhard gewann dann eine ‚Qualle‘, aber Tammo hatte einen Plan, dem er vollumfänglich vertraute. Das kann schon die halbe Miete sein. Reinhard gab seinen Materialvorteil im 24. Zug zurück, was Tammos Chancen nicht gerade minderte, sondern vielmehr seine zentralen Bauern in Bewegung setzte.
Zuletzt hatte Tammo 37…f4 gezogen.

Paul – Lewin (STM Runde 4)

div_20151002_dia_Paul-Lewin vor 38 Sd538. Sd5?!

Die Macht von verbundenen Zentralbauern haben einige Mitstreiter in letzter Zeit schmerzhaft erfahren. Auch in dieser Partie hatte Weiß keine ausreichende Kompensation. Doch warum ist ausgerechnet 38…Kf5 so stark? Einfach mal nachspielen!

Nun aber zu Hannes. Irgendwann muss man damit anfangen, Meistern was Zählbares wegzunehmen. Wird dies zur Gewohnheit, ist man bald selber einer. Ich weiß nicht, ob sich Hannes von diesen Visionen leiten ließ, aber in seiner Partie gegen IM Richter ging er gut vorbereitet ans Brett (vermute ich mal einfach) und schien auch nicht vor Schreck umzufallen, als eine Bauernlawine auf ihn zurollte. Wer dies nicht aushält, darf sich halt nicht auf Königsindisch einlassen.

Zuletzt hatte der Internationale Meister 19…Lg7-f8 gespielt, um den bäuerlichen Erdrutsch mit Tf7-g7 endgültig loszutreten. Hallo, hängt da nicht was?

Ewert, H. – Richter

div_20151010_dia_Ewert-Richter vor 20 bxa5

Tatsächlich! Viele würden diffus verängstigt auf den Bauern verzichten, aber Hannes griff mit 20.bxa5 bxa5 21.Lxa5 zu, auch in der Gewissheit, dass der Bc7 vielleicht seinen hoheitlichen Anspruch verliert, die stabile Basis der bis f4 reichenden Bauernkette zu sein. Und zu bleiben. Es ging dramatisch weiter, der IM stand schlechter, hatte zwischenzeitlich wieder eine große Chance. Passé! (Das heißt ziemlich frei übersetzt: Da hat sich was in Luft aufgelöst). Und das Ende? Als Hannes mir sehr zufrieden am Sonntag vor dem Spiellokal die Notation überreichte, merkte er an, dass das Remis von seinem Gegner angeboten worden war. Worauf ich feixend erwiderte: „Remis angeboten? Da wirst Du wohl auf Gewinn gestanden haben!“

Mal ehrlich: Ich hätte mich lieber geirrt.

So bleibt die kritische Erkenntnis, dass Hannes dann doch wohl noch an den Feinheiten arbeiten muss, wenn er zeitnah IM werden will. Ironie Ende. Welche Feinheiten gemeint sind, erfährt man hier. Tolle Partie!

Tabelle nach Runde 4

Nr. Teilnehmer Punkte
1 IM Richter 3,5
2 Wielebinski 3,5
3 Lewin 3,5
4 Ewert, H. 3
5 Mann 3
6 Weist, Thorben 3
7 Lange 3
8 Travica, A. 3
9 Wöllermann, L. 3
10 Rein 2,5
11 Ewert, S. 2,5
12 Röhrich 2,5
13 Weist, H. 2,5
14 Paul 2