Hannes Ewert neuer Vereinsmeister

Die diesjährige Vereinsmeisterschaft ging zu Ende und fand mit Hannes Ewert einen hochverdienten Vereinsmeister, der mit Hajo Bade und Stefan Röhrich den Zweit- und Drittplatzierten jeweils im direkten Duell bezwingen konnte.

Turnierbericht von Stephan Niendieker und Dr. Ortwin Thal, 10.07.2015

Mit Hajo Bade, Stefan Röhrich und Franz Ernst nahmen drei namhafte und oberligaerfahrene Spieler teil. Dazu unsere Nachwuchshoffnungen Hannes Ewert und Thorben Weist. Unser starker Neuzugang Tammo Lewin gehörte ebenfalls zum erweiterten Favoritenkreis. Dazu die ehemaligen Vereinsmeister Joachim Rein, Reinhard Paul und Ludger Wöllermann, denen die eine oder andere Überraschung stets zuzutrauen ist und die auch mit Ambitionen gestartet waren. Mit dem Mannschaftsführer unserer erfolgreichen zweiten Mannschaft – Andre Böhme – nahm zudem ein gnadenloser Taktiker teil, der jeden Gegner mit seinem kompromisslosen Angriffsstil „in die Knie zwingen“ kann. Gleich in der 1. Runde fiel ihm Hannes zum Opfer.

Als Teilnehmer von anderen Vereinen (es ist ja immer noch ein offenes Turnier) freuten wir uns über die Stammgäste Frank Kamper (Rochade Hollage), Harald Szobries (Freibauer Lübbecke, Verbandsliga) und Ilya Travica (SG Osnabrück), von denen Harry ja immer noch ein Vereinsmitglied von uns ist. Besonders Frank und Harry spielen immer hochinteressante und sehr taktisch geprägte Partien, so dass viel Spannung erwartet werden konnte.

Die weiteren Teilnehmer waren Prof. Dr. Robert Gillenkirch, der im Vorjahr mit dem Gewinn der Vizemeisterschaft für Furore gesorgt hatte. Dazu noch die erfahrenen Bezirksligaspieler Stefan Grasser und Stefan Ewert – zukünftiger Verbandsligaspieler -, dazu unser Abteilungsleiter Hartmut Weist und als Vertreter der fünften Mannschaft Thomas Magiera.

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Insgesamt war dies quantitativ und qualitativ die stärkste Vereinsmeisterschaft seit vielen Jahren. Oft waren mehr Kiebitze als Spieler im Raum.

Da der absolute Topfavorit nicht auszumachen war – am ehesten Hajo, der eine riesige Oberligasaison gespielt hat -, war auch klar, dass eine Entscheidung in diesem Turnier erst in der letzten Runde zu erwarten war. Dementsprechend groß war auch der Andrang der vielen Kiebitze. Regelmäßig drängelten sich 10 – 20 Zuschauer in unseren „kleinen“ Schachraum, um den Spielern bei Ihrer Kunst zuzuschauen (S.N.).

Ja, so voll war es selten. Persönlich fand ich die vorletzte Runde am spannendsten. Besonders das Brett, an dem Franz und Stefan fighteten, war ständig dicht umlagert. Den Kiebitzen wurde ja an fast allen Bretter ein taktisches Dauerfeuer geliefert. Man sollte auch erwähnen, dass das Rating-Niveau im Vergleich zum Vorjahr noch einmal zugelegt hatte, Hannes und Thorben haben beide in einem Jahr ungefähr 200 Punkte draufgesattelt. Man spürte, dass eine Wachablösung in der Luft lag (O.T.).

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Runde 6: Am Tischende der „Clash of the Titans“ Franz Ernst – Stefan Röhrich

Runde 1: Die ersten Höhepunkte. Darüber wurde hier berichtet.

Runde 2: Nach den ersten zwei Runden führen mit jeweils 2 P Prof. Robert Gillenkirch, Stefan Röhrich und Reinhard Paul. Hannes hat etwas liederlich gespielt und in R 1 gegen Andre Böhme verloren. Er dümpelt im unter Mittelfeld herum. Das wird wohl nichts, dachte ich im Stillen.

Runde 3: Stefan gewinnt etwas glücklich eine wichtige Partie gegen Reinhard Paul und ist danach ungeteilter Erster. Robert und Hajo geben halbe Punkte ab, während sich Hannes mit einem Sieg gegen Thorben Weist auf Platz 8 vorschiebt.

Roehrich (1917) – Paul (1914) [VEM SV Hellern Hellern (3), 31.04.2015]
Zuletzt war 47. b5-b6 geschehen.
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47…Dxa7??
[Einige Mitspieler und Kiebitze hatten hier die Gewinnvariante gesehen: 47…Lxe1. Die kritische Variante war allerdings 48.b7 und möglicherweise hat Reinhard hier Gespenster gesehen: (48.Lc4 Lb4 49.Lxe2 Txe2–+) 48…Lxg3 (48…Lb4 49.b8D Kxf7–+) 49.b8D e1D 50.Dg8+ Kh6–+ 51.Dxe7 De2+ 52.Kh3 Dxh2+ 53.Kg4 Dh4#]
48.bxa7 Ta3?? [48…Lxe1 49.a8D Kxf7 50.Dd5+ und Weiß kann sich durch Dauerschach retten] 49.Txe2+– [1–0 (63.)]
1–0

Runde 4: Stefan „zieht durch“ und führt mit einem ganzen Punkt Vorsprung. Das Opfer ist Robert, der mit den weißen Steinen verliert. Reinhard verliert zum zweiten Mal in Folge, diesmal gegen Hajo. Titel adé. Hannes schlägt Frank Kamper und ist nun schon geteilter Dritter mit Hajo. Thorben schlägt seinen Herrn Papa und ist Vierter. Und wo ist Joachim Rein, der Vorjahressieger? Er hat mit 2,5 P noch Sichtkontakt zum „Koploper“.

Runde 5: Der Wendepunkt? Hannes, der sich diskret nach vorne geschoben hat, schlägt Stefan mit den schwarzen Steinen. Hajo bezwingt Tammo Lewin und damit haben wir ein Trio an der Spitze: Stefan, Hajo und Hannes mit 4 P, gefolgt von Franz Ernst, der bislang stark spielt und mit 3,5 P voller Hoffnung ist.

 

Roehrich (1922) – Ewert (1958)  [VEM SV Hellern Hellern (5), 11.06.2015]
Zuletzt geschah 28. Te7-c7
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28…Df5!!
[Das ist natürlich ein brillanter Zug.]
29.Le1 Dg6+ 30.Kf1 Sd5 31.Dd1 [31.Se5 rettet nicht wegen Df5 32.Sg4 Sxc7–+] 31…Se3+  [Mattgesetzt wird 31…Lh3+ 32.Ke2 Sf4+ 33.Ke3 Sg2+ 34.Ke2 De6+ 35.Kf1 Sxe1+ 36.Kg1 Dg6+ 37.Kh1 Dg2#; die Dame wird mit 31…Se3+ 32.Sxe3 Txd1–+ abgeholt]
0–1

Ernst (1940)– Rein (1885)  [VEM SV Hellern Hellern (5), 11.06.2015]
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13. Dh6! 1-0 [Nach 13…f5 folgt 14. Sg5]

Runde 6: Spannender geht’s nun wirklich nicht: Kommt Stefan zurück – ausgerechnet gegen Taktikfuchs Franz? Wie spielt Hannes geht das Oberliga-Schlachtross Hajo? Zwei Fragen, zwei einfache Antworten: Stefan zwingt in einem mörderischen Fight Franz in die Knie und Hannes knetet Hajo, der sich verbissen wehrt, bis der volle Punkt im Sack ist. Reinhard verliert gegen Thorben, der sich damit zumindest eine theoretische Chance bewahrt.

Der Stand vor der letzten Runde: 1.-2. Ewert, Röhrich 5 P, 3.-4. Bade, Weist 4 P, 5.-8. Ernst, Rein, Wöllermann, Thöle, 3,5 P. Mit Alfons hat sich ein Spieler der Vierten ausgezeichnet präsentiert und etliche 1900er hinter sich gelassen. Die Kommentierung der letzten Runde überlasse ich nun Stephan! O.T.)

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Stefan (l.) will mehr als die „Goldene Ananas“ und wirft Franz aus dem Rennen.

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Magic Moments: Hannes (r.) schlägt einen der Topscorer unserer Oberliga-Mannschaft.

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Mit 27. Lxg7 realisierte Hannes seinen Vorteil auf den schwarzen Feldern. Der Läufer darf wegen Td3-g3 nicht genommen werden.

Die entscheidende 7. Runde:

Die 7. Runde muss die Entscheidung bringen. Hannes geht mit Weiß gegen Alfons ins Rennen, währenddessen Stefan mit Weiß gegen Hajo ran muss. Die Ausgangssituation: Hannes hat einen halben Buchholzpunkt Vorsprung. Er bezwingt Alfons mit Weiß recht schnell und setzt Stefan damit massiv unter Druck.

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Alfons (r.) experimentierte ein wenig, Hannes nicht

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Vor der Ziellinie abgefangen. Stefan wurde Dritter. Hajo (r.) holte sich den „Vize“!

Es sah jedoch lange Zeit so aus, als würde Stefan nach umkämpfter Eröffnung gegen Hajo den längeren Atem haben. Hajo´s bewährtes Rezept, den Gegner in Sicherheit zu wiegen und dann gnadenlos zuzuschlagen, griff auch diesmal. Mit einem starken Konter konnte er die Partie drehen und am Ende den Punkt einsammeln.
Halt! Einspruch! So war das nicht – das sind Mythen in Tüten. Tatsächlich stand Hajo etwas schlechter, das Opfer war Coffeehouse und danach stand er zweizügig auf Verlust. Hier also nach bestem Wissen und Gewissen die Wahrheit:

Roehrich (1922) – Bade (2041)  [VEM SV Hellern Hellern (7), 10.07.2015]
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Zuletzt geschah 14.Ld3-c2!
14…Scxe5? [Den hat in ähnlicher Stellung Christian Fiekers 1996 gegen Rüdiger Seger rausgehauen. Hajo wird sich daran erinnert haben, aber diesmal ist das Opfer nicht korrekt]
15.dxe5!? [Tragisch. Es gewann 15.Sxe5!! Dies räumt u.a. das Feld f3 für den Stubenhocker auf g1: 15…Sxe5 16.Dh5+– g6 17.Dxe5+ Lf6 18.De2 Dxd4 19.Sf3! und Stefan schließt bequem die Entwicklung ab und hat eine Figur mehr.]
15…Sxe5 und am Ende wurde Stefans König in der Mitte einfach nicht glücklich. 0-1 (29.)

Es stand somit fest: Hannes Ewert wurde mit nur 14 Jahren unser jüngster Vereinsmeister und könnte mit diesem Erfolg auch erstmals die DWZ-Schallmauer von 2000 überschreiten. Sollte es nach diesem Turnier nicht gelingen, so ist dies allerdings auch nur eine Frage der Zeit. Auf alle Fälle gratulieren die beiden Autoren dieser Zeilen herzlichst zu diesem Riesenturnier und dem ersten Riesenerfolg auf Vereinsebene!

In den weiteren Partien trennten sich Andre und Harry Remis ebenso wie Torben und Franz. Ludger bezwang mit Weiß Joachim. Überraschend gewann der immer stärker werdende Thomas gegen den erfahrenen Bezirksligaspieler Stefan. Damit hat Thomas am Ende des Turnieres starke 3 Punkte und hat damit unsere 5. Mannschaft hervorragend präsentiert. Also Leute: In Zukunft auch mal bei der Fünften vorbeischauen und unterstützen. Auch da wird ganz starkes Schach gespielt – im nächsten Jahr auch im 8-er Team in der Kreisliga!

Die Abschlusstabelle:

Rang Teilnehmer Titel TWZ At Verein/Ort S R V Punkte Buchh SoBerg
1. Ewert, Hannes 1943 SV Hellern 6 0 1 6.0 27.0 23.50
2. Bade, Hajo 2002 SV Hellern 4 2 1 5.0 30.0 20.25
3. Röhrich, Stefan 1938 SV Hellern 5 0 2 5.0 29.5 18.50
4. Weist, Thorben 1949 SV Hellern 3 3 1 4.5 28.5 16.75
5. Wöllermann, Ludge 1822 SV Hellern 3 3 1 4.5 24.5 13.75
6. Ernst, Franz 1923 SV Hellern 2 4 1 4.0 28.0 15.00
7. Paul, Reinhard 1902 SV Hellern 4 0 3 4.0 26.5 12.00
8. Ewert, Stefan 1748 SV Hellern 4 0 3 4.0 20.0 8.00
9. Rein, Joachim 1860 SV Hellern 3 1 3 3.5 28.0 12.50
10. Böhme, Andre 1803 SV Hellern 2 3 2 3.5 26.5 14.00
11. Kamper, Frank 1910 SC Rochade Holl 3 1 3 3.5 25.5 10.25
12. Thöle, Alfons 1681 SV Hellern 3 1 3 3.5 24.0 9.50
13. Weist, Hartmut 1628 SV Hellern 3 1 3 3.5 22.0 6.25
14. Szobris, Harald 1844 SG FB Lübbecke 2 3 2 3.5 21.0 7.50
15. Lewin, Tammo 1968 SV Hellern 1 4 2 3.0 26.5 10.50
16. Gillenkirch, Robe 1871 SV Hellern 2 2 3 3.0 24.0 7.75
17. Magiera, Thomas 1280 SV Hellern 3 0 4 3.0 17.0 3.00
18. Grasser, Stefan 1618 SV Hellern 2 0 5 2.0 21.5 1.00
19. Travica, Iliya 1344 SG Osnabrück 1 0 6 1.0 19.5 0.00

Das Turnier hat jedoch eins gezeigt: Wir haben ein tolles Vereinsleben. Die Bude ist jedes Mal voll und unsere Angebote werden toll wahrgenommen.

Einen besonderen Dank verdient hierfür auch der langjährige Organisator unser Vereinsturniere – Norbert Sobotta -, der durch seine tolle Arbeit maßgeblich dazu beigetragen hat, dass unser Vereinsopen wächst
und jedes Jahr toll angenommen wird. Danke, Norbert!
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Noch einige Impressionen aus der letzten Runde:

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Wenn das Endspiel zum Martyrium wird: R. Gillenkirch – Reinhard Paul (r.)

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Champs unter sich: Ex-Meister Ludger Wöllermann schlägt Ex-Meister Joachim Rein

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Fährt weit, um in Hellern zu spielen: Harald Szobries (Freibauer Lübbecke) gegen Andre Böhme (l.)

Stephan und Otto