Hellern überrascht erneut: Auswärtsieg beim Top-Favoriten

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Am 09.11.2014 stand der 3. Spieltag der Oberliga Nord-West an. Wir hatten ein Auswärtsspiel gegen den hohen Favoriten Werder Bremen 2.

Samstag vor dem Spiel wies uns unser Mitspieler Jörg Stock daraufhin, dass Markgraf und Fish im Bundesligaeinsatz waren, so dass wir zumindest wussten, dass die beiden GMs nicht gegen uns antreten würden. Allerdings war uns bewusst, dass wir auch ohne diese beiden ELO-Riesen deutlicher Außenseiter sein würden. Auf der Hinfahrt diskutierten wir trotzdem ausgiebig über unsere möglichen Gegner und deren Eröffnungsvarianten.

Nachdem wir dieses Mal frühzeitig im äußerst komfortablen Spiellokal der Bremer ankamen, konnten wir uns auf dem Meldebogen anschauen, mit welcher Aufstellung die Bremer ins Rennen gehen würden. Außer einigen Brettern, an denen wir ähnliche Wertungszahlen hatten, waren die Bremer an mehreren Brettern deutlich (150-200 ELO Punkte) überlegen. Insbesondere an den Brettern 6-8 waren die Gegner immer deutlich höher bewertet. So spielte an Brett 6 bei den Bremern der langjährige Bundesligaspieler FM Buchal mit einer Wertungszahl von fast 2300 ELO!

Wir möchten uns bei den sympathischen Bremern für die freundliche Aufnahme bedanken. Es gab Getränke und Kuchen umsonst! Hieran merkte man schon, dass der Gegner sehr professionell aufgestellt ist.

Vielleicht sieht man sich ja im nächsten Jahr doch noch mal in Hellern. Dann werden wir uns mit Kuchen und Getränken revanchieren.

SV Werder Bremen II SV Hellern 2½-5½
1 Joachim,Sven Lingnau,Carsten ½ : ½
2 Lichmann,Peter Gronde,Ingo,Dr. 1 : 0
3 Steffens,Olaf Stock,Joerg 0 : 1
4 Krallmann,Matthias Hummel,Dirk ½ : ½
5 Steingraeber,Kai Uwe Niendieker,Stephan ½ : ½
6 Buchal,Stephan Happe,Reinhold 0 : 1
7 Charmeteau,Sven Bade,Hans-Juergen 0 : 1
8 Lai Hop,Duong Roehrich,Stefan 0 : 1

Brett 1: IM Carsten Lingnau – IM Sven Joachim = ½ – ½

Beiden Spielern konnte man anmerken, dass sie sich intensiv auf den Gegner vorbereitet hatten. Es entstand eine bekannte Theoriestellung aus der Grünfeldindischen Verteidigung. Carsten spielte in der Eröffnung gewohnt stark. Aber auch Joachim war auf dem neuesten Stand der Theorie zu dieser Variante. Weiß hatte vermutlich durchgehend minimale Vorteile. Diese reichten aber gegen einen sehr konzentrierten Gegner nicht zum Sieg. Daher ein leistungsgerechtes Remis.

Brett 2: IM Lichmann – Dr. Ingo Gronde = 1:0

Für die Kiebitze sicherlich die interessanteste Partie des Spieltages. Da Ingo die gespielte Variante aus schwarzer und weißer Sicht kennt, war der Elo-Vorteil Lichmanns hier nicht relevant. Allerdings kannte auch Lichmann die Feinheiten der Stellung haargenau. Nach intensivem Kampf konnte Weiß die Stellung gewinnen. Er lieferte eine beeindruckende Vorstellung ab. Überraschenderweise die einzige Bremer Gewinnpartie an diesem Sonntag. Schade für Ingo, der wie immer auch eine tolle Partie und eine super kämpferische Partie präsentierte.

Brett 3: Stock (2208) – FM Steffens (2279)= 1:0

Jörg spielt eine ganz hervorragende Partie. Steffens neigt häufig zu einer unorthodoxen Eröffnungsbehandlung. Diese führt aber immer zu hoch spannenden und umkämpften Partien. Jörg zeigte sich jedoch bestens präpariert. Es kam eine Stellung aufs Brett, die an eine Mischung aus Tschigorin und Skandinavisch erinnerte. Von beiden Seiten war hier genaues Spiel gefordert. Jörg konnte in einer verwickelter Stellung eine Figur gewinnen und dann kurze Zeit später mit dem Gewinn einer 2. Figur den „Sack dicht machen“. Da wir durch diesen Sieg in Führung gingen und die weiteren Stellungen auch gut bis besser aussahen, erkannten auch die Bremer, dass eine Niederlage gegen uns möglich ist. Wir fingen an, an das Wunder zu glauben.

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13…Scd4? stellt die Partie ein.

14.Sxd4 Txd4 15.f3 Lh5 16.g4 Sd6 17.gxh5 Sxc4 18.Lg5! [18.Lxc4 Txc4 19.Thg1 reicht auch. ] 18…Lxc3 19.bxc3 Txd1+ 20.Txd1 Sd6 21.Lf4 Te8 22.Lf1 a6 23.c4 Te7 24.Lh3+ Kb8 25.Txd6
1–0

 

 

 

Brett 4: FM Krallmann – Hummel = ½ – ½

Dirk zeigte auch in dieser Partie, dass er aktuell in bestechender Form ist. Der Gegner hatte sich zwar gut vorbereitet, aber Dirk spielte dann eine für ihn eher untypische Variante. Hierdurch war Krallmann offensichtlich etwas verunsichert. In der Katalanischen Partie konnte Dirk durch das Standardmanöver c5 sehr schnell ausgleichen. Krallmann verteidigte sich jedoch zäh und versuchte den Ausgleich zu halten. In leicht besserer Stellung nahm Dirk dann aber das Remisangebot seines Gegners an. Die Analysen zeigten danach, dass es Weiß wohl schon sehr schwer hatte, langfristigen Ausgleich zu erzielen.

Brett 5: Niendieker – Steingraeber = ½ – ½

Beiden Spielern schien die Eröffnungsvariante eher unbekannt zu sein. Da mein Gegner in der Eröffnung bereits viel Zeit verbraucht hatte und wir bereits an mehreren Brettern gut standen, bot ich frühzeitig Remis an. Da mein Gegner auch keinen richtigen Plan in der Partiestellung hatte, nahm er das Remis nach kurzer Bedenkzeit an.

Brett 6 FM Buchal (2255) – Happe (2085) = 0:1

An diesem Brett waren die Bremer knapp 200 DWZ und ELO Punkte überlegen. Weiß spielte eine solide Eröffnung, ließ aber schnell den Ausgleich zu. Danach konnte Weiß keinen richtigen Plan entwickeln. Reinhold nutzte die etwas zu passive Spielweise von Weiß mit tollen Manövern aus. Die Stellung kippte immer weiter zu unseren Gunsten. Am Ende ein ganz toller und verdienter Sieg für Reinhold. Riesenleistung!!!

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53…Sd3–+ 54.Ld5+ Kf8 55.Dd2 Sf4 56.a5 Sxd5 57.Txg4 Txg4 58.cxd5 bxa5 59.Dxa5 Dxf5 60.Dxc5+ Kf7 [60…Kg8! –+ 2 Sekunden zu spät gesehen]
61.Dc7+ Kg6 62.Dd6+ Df6 63.Dxf6+ Kxf6 64.Txh5 d3 Fazit: Große Unterhaltung – viel Kampf – und das nötige Quäntchen Glück (Happe).  0–1

 

 

 

 

Brett 7: Bade (2008) – Charmeteau (2224) = 1:0

Gegen den sehr starken Bremer Neuzugang spielte Hajo mit Weiß eine sichere Eröffnung. Schwarz wählte ein falsches Konzept und so stand Hajo nach der Eröffnung bereits spürbar besser. Der Bremer Spieler verbrauchte auch sehr viel Zeit, so dass Hajo (mit seiner bewährten Taktikstärke) in der Zeitnot des Gegners in ein gewonnenes Endspiel abwickeln konnte. Houdini wird in der Analyse zeigen, ob hier vielleicht schon ein KO-Schlag drin gewesen wäre. Mit Mehrqualle musste er sich zwar noch etwas gedulden, bis der Bremer aufgab, am Ende aber ein vollkommen verdienter Sieg für Hajo!

Ebenfalls Riesenleistung (tolle Taktik, tolle Technik)!!
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24.Sh5!! Le5+ 25.Kh1 Tfe8 26.fxg6 fxg6 27.Dg5 Die Engines haben zum Teil andere Gewinnideen im Speicher, aber das Human Brain hält gut mit, auch wenn es natürlich nicht über 4 CPUs verfügt. 27…Sf8? macht alles noch schlimmer. 28.Sf6+ [+7–Gewinnstellung. Am Ende landeten beide Spieler in einem Turmendspiel, dass Hajo mit seinem h-Bauern (!) gewann.]  1–0

 

 

Brett 8: Lai Hop – Röhrich = 0:1

Hier sah es nach verkorkster Eröffnung lange Zeit nach einer Niederlage für uns aus. Weiß opferte einen Bauern und es sah so aus, als könnte er hierfür eine Figur gewinnen. Mehrere Fesslungen gaben keine Hoffnung auf ein Comeback von Stefan. Keiner der anwesenden Spieler sah noch eine Verteidigungsmöglichkeit für Stefan. Mit einer genialen Kombination konnte er seine Figur allerdings retten. Danach brach Weiß mit mehreren ungenauen Zügen zusammen. Man merkte bereits am Brett, dass er (nach seinem Bauernopfer) eine Aufgabe von Stefan erwartete. Den Rest der Partie wickelte Stefan in überragender Form ab! Nach diesem Sieg führten wir mit 2,5: 0,5.

Ganz starke Leistung!! (meine Lieblingspartie des Wettkampfes)

Im nächsten Wettkampf müssen wir gegen die nominell schwächste Truppe der Liga aus Hildesheim ran. Wir haben uns im Kampf um den Klassenerhalt eine tolle Ausgangsbasis geschaffen. Diese versuchen wir hochkonzentriert in diesem Wettkampf weiter auszubauen. Mit einem Sieg, könnten wir uns erst einmal aus dem Abstiegskampf verabschieden. Hierfür werden wir hart arbeiten müssen.

Wir hoffen wie immer auf zahlreiche Fans und freuen uns auf diesen Wettkampf. Es wird wieder ein Doppelwettkampftag. Die 2. Mannschaft spielt wieder im Hörner Krug.

Hierbei auch ein Dank an Andre und Locke für die tolle Unterstützung im Auswärtsspiel in Bremen. Wer hat im Schach schon Fans bei einem Auswärtsspiel?!?

Bis bald
Stephan